Aber sie hatte ihre Großmutter Léonie. Und das war vielleicht das größte Geschenk überhaupt.
„Oma“, fragte sie leise, „warum habe ich keine Freunde?“
Léonie legte das Tuch aus der Hand, kam zu ihr und strich ihr über die Haare.
„Weißt du, mein Schatz“, sagte sie sanft, „Freunde kommen, wenn es Zeit ist. Wenn man viel Liebe im Herzen hat, dauert es manchmal, bis andere sie sehen. Aber glaub mir – sie werden es.“
Elina nickte, und ihre Brust fühlte sich warm an, wie von Sonnenstrahlen durchflutet.
Sie deckten den Tisch – eine geblümte Tischdecke, zwei Teller, zwei Gläser Wasser – und in der Mitte stand ihr Meisterwerk.
Léonie steckte eine kleine Kerze hinein.
„Wünsch dir etwas“, sagte sie.
Elina schloss die Augen.
Sie stellte sich einen großen Garten vor, voller Blumen, Vögel und Lachen. Einen Ort, an dem sie nie wieder allein wäre.
Dann blies sie sanft. Die Flamme flackerte, verlosch – und ein dünner Rauchfaden stieg auf, als trüge er ihren Wunsch zum Himmel.
Sie schnitten das erste Stück. Der Geschmack von Butter und Zucker schmolz auf der Zunge.
Léonie lachte, als sie sah, wie Elina sich die Finger ableckte.
„Du bist die beste Bäckerin der Welt“, sagte sie.
„Nein“, antwortete Elina mit einem Lächeln. „Wir beide sind es.“
Am Nachmittag holte die Großmutter ein kleines Päckchen hervor, in Zeitungspapier gewickelt.
Elina öffnete es vorsichtig – darin lag ein winziger, glänzender Sonnenblumensamen.
„Was ist das?“ fragte sie.
„Ein Sonnenblumensamen“, sagte Léonie. „Pflanz ihn ein, gieße ihn, und er wird dein Freund.“
„Ein Freund, der nicht spricht?“
„Doch, er wird mit seinen Blättern flüstern und mit seinen Blüten lächeln.“
Elina pflanzte den Samen am Fenster. Jeden Morgen sprach sie mit ihm, erzählte von ihren Träumen, von den Rezepten, die sie mit Oma ausprobierte.
Nach einigen Tagen brach ein kleiner grüner Stängel durch die Erde, dann Blätter, dann eine gelbe Knospe.
Ein Jahr verging.
An ihrem achten Geburtstag stand wieder eine Crêpe-Torte auf dem Tisch – diesmal hatte die Sonnenblume in der Vase in der Mitte ihren Platz gefunden, stolz und leuchtend wie ein Freund.
Elina lächelte, als sie ein Foto machte:
Sie hielt den Kuchen in den Händen, das Licht fiel auf ihr Gesicht, und in ihren Augen glänzte ein Versprechen —
dass ein Herz, das liebt, niemals wirklich allein ist. 🌻
