Die Tränen des Holzschnitzers

Ein stiller Moment folgte, erfüllt vom sanften Rascheln der Holzspäne. Dann stand Hassan auf, stellte die Skulptur auf das oberste Regal zwischen seine alten Werkzeuge und schrieb mit zittriger Hand darunter:

„Für Fatima – die mir gezeigt hat, dass Kunst nicht das ist, was wir mit den Händen schaffen, sondern das, was in den Herzen der Menschen bleibt.“

Von diesem Tag an war die Werkstatt nicht mehr dieselbe.
Hassan begann, die Kinder des Dorfes im Schnitzen zu unterrichten. Doch er lehrte sie mehr als nur Technik. Er brachte ihnen bei, das Flüstern des Holzes zu hören – zu verstehen, dass in jedem Stück eine Seele verborgen ist, die befreit werden will. Er sagte oft:

„Holz ist nicht tot… es schlägt, wenn du ihm Liebe gibst.“

Die Kinder sahen staunend auf die Skulptur der beiden Vögel, während Hassan lächelnd hinter ihnen stand. Es war, als beobachteten die Vögel ihn im Gegenzug.

Eines Winterabends, ein Jahr später, fanden sie ihn auf seinem Stuhl eingeschlafen – mit einem friedlichen Lächeln. Vor ihm stand die Skulptur, beleuchtet vom letzten Schein der Kerzen. Der Duft des Holzes lag noch in der Luft.

Er hatte kein Testament hinterlassen, nur diesen Satz, eingraviert in Holz – als seine letzte Botschaft an die Welt:

„Wahre Kunst ist das, was die Liebe lebendig hält.“