🎂 Der Sonnenstrahlenkuchen

An ihrem siebten Geburtstag wachte Elina noch vor dem Vogelgesang auf.
Ein sanfter, goldener Schimmer fiel durch die Vorhänge und malte gelbe und weiße Streifen an die Wand ihres kleinen Zimmers. Sie blieb einen Moment ganz still, lauschte der Ruhe des Hauses – einer Ruhe, die sie gut kannte. Nur das Ticken der Uhr und das leise Flüstern des Windes waren zu hören.

Heute war ihr Geburtstag.

Sie stellte ihre kleinen Füße auf den kalten Boden und rannte in die Küche. Dort stand Großmutter Léonie, schon früh auf den Beinen, die Hände voller Mehl und ein Lächeln auf den Lippen. Der Duft von Milch, Butter und Zucker erfüllte den Raum.

„Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz“, sagte die Großmutter mit warmer Stimme.
Elina umarmte sie fest. „Danke, Oma.“

Auf dem Tisch stand eine große Schüssel mit Crêpeteig. Elina blickte neugierig hinein.
„Was machen wir heute?“ fragte sie.
„Heute bist du die Chefin“, sagte Léonie mit einem Augenzwinkern. „Wir machen eine Crêpe-Torte – wie im Märchen!“
„Eine Crêpe-Torte? Geht das überhaupt?“
„Mit ein bisschen Liebe geht alles“, antwortete die Großmutter lächelnd.

Sie begannen zu backen. Die Pfanne zischte und summte, während die ersten Crêpes goldbraun wurden. Einer nach dem anderen wuchs der Stapel – rund und warm wie kleine Sonnen.
Elina zählte laut: eins, zwei, drei… zehn, fünfzehn! Bald war der Turm so hoch, dass er fast wackelte.
Obenauf legte Léonie einen Klecks Aprikosenmarmelade – wie eine kleine aufgehende Sonne.

Während der Kuchen abkühlte, setzte sich Elina ans Fenster. Draußen lagen Felder unter leichtem Nebel, der sich langsam auflöste.
Sie dachte an die Kinder aus der Schule – an die Feste mit Ballons, Geschenken und Lachen.
Sie hatte keine Eltern. Keine Geschwister.