Treue am Rand des Vergessens

Treue am Rand des Vergessens

Der Morgen war grau, und der Himmel hing schwer über dem Friedhof. Zwischen Reihen von Grabsteinen, geschmückt mit weißen Blumen, lag ein Hund – still, regungslos, zusammengerollt auf einem kalten Marmorstein.
Er bewegte sich nicht, seit die Sonne aufgegangen war. Seine Augen waren halb geschlossen, als lausche er auf eine Stimme, die nur er hören konnte – eine, die aus der Tiefe kam.

Der Hund hieß Rocky.
Und jeder im Dorf kannte seine Geschichte.
Er war nicht einfach ein Hund – er war der Schatten eines Mannes namens Salem.

Kapitel 1: Der Anfang

Salem war ein einfacher Schreiner. Er lebte allein in einem kleinen Haus am Rande des Dorfes. Als er Rocky fand – ein kleiner, verlassener Welpe, der einer vorbeiziehenden Karawane entlaufen war – hatte er eigentlich nicht vor, ihn zu behalten.

Er lachte und sagte:

„Ich kann kaum mich selbst ernähren – wie soll ich einen Hund füttern?“

Doch in derselben Nacht hörte er ein leises Winseln vor der Tür.
Als er sie öffnete, saß der kleine Hund da – nass vom Regen, mit zitterndem Körper und hoffnungsvollen Augen.
Salem seufzte.

„Na gut, Kleiner. Nur für eine Nacht.“

Aber aus dieser einen Nacht wurden zehn Jahre.

Von da an war Salem nie mehr ohne Rocky zu sehen.
Sie teilten alles – das Brot, den Regen, und die Stille.
Wenn Salem in den Wald ging, um Holz zu holen, folgte ihm Rocky.
Wenn Salem aß, legte er die Hälfte seines Brotes neben sich und sagte:

„Die Hälfte für mich, die Hälfte für dich, mein Freund.“

Die Leute im Dorf sagten lachend:

„Wenn du Salem siehst, dann weißt du – sein Schatten bellt.“