Kapitel 2: Der Abschied
Aber die Zeit kennt kein Erbarmen.
Die Jahre nahmen Salem die Kraft, und ein stiller, tückischer Schmerz begann, seinen Körper zu beherrschen.
Die Ärzte sagten, es gäbe keine Hoffnung. Doch Salem dachte nicht an sich – er dachte nur an Rocky.
In den letzten Tagen wich der Hund nicht von seiner Seite.
Er schlief an seinen Füßen, leckte seine Hand, wenn er vor Schmerzen stöhnte, und sah ihn mit Augen an, die alles verstanden.
Eines Morgens, im Februar, atmete Salem zum letzten Mal – leise, friedlich.
Als die Nachbarn kamen, um ihn zu begraben, lief Rocky um den Sarg herum, jaulte und zog an Salems Kleidung. Drei Männer brauchten sie, um ihn zurückzuhalten.
Auf dem Friedhof, als sie die Erde über den Sarg schütteten, legte sich Rocky auf das frische Grab. Er blieb. Tag und Nacht.
Er trank nicht. Er fraß nicht. Er wartete.
Kapitel 3: Das Warten
Die Tage wurden zu Wochen.
Die Menschen, die zum Friedhof kamen, sahen ihn immer dort.
Still.
Manchmal hob er den Kopf, als höre er etwas.
Manchmal legte er ihn auf den Stein und atmete schwer, als lausche er einem Herzschlag, der längst aufgehört hatte.
Kinder brachten ihm Futter, doch er rührte es kaum an.
Er lebte nur von Erinnerung.
Wenn der Wind abends durch die Bäume pfiff, rollte er sich auf dem Grab zusammen – genau dort, wo Salem ruhte – und schlief ein.
Der alte Friedhofswärter sagte oft:
„Ich habe viele gesehen, die kamen und gingen, aber keine Treue wie seine. Sein Herz liegt dort unten, bei ihm.“
Kapitel 4: Der letzte Schlaf
Eines Morgens bewegte er sich nicht mehr.
Der Wärter fand ihn – in derselben Haltung wie immer, den Kopf auf dem Grab, den Schwanz um seinen Körper gelegt.
Doch diesmal schlief er nicht.
Die Dorfbewohner begruben ihn neben Salem. Sie sammelten Geld und stellten einen kleinen Stein auf, auf dem stand:
„Rocky – der Freund, der blieb.“
Seit jenem Tag besuchen Menschen beide Gräber.
Sie bringen Blumen, sprechen leise Gebete, und manchmal, wenn der Wind durch die Blätter rauscht, glauben sie, ein fernes Bellen zu hören – so sanft, dass es kaum real scheint.
Und manche sagen:
